Christina S. ist alleinerziehend. Mit ihrer kleinen Tochter wohnt sie im Berliner Bezirk Reinickendorf. Kind, Studium und Haushalt – das muss sie allein stemmen. Jeder Tag ist eine Herausforderung. Wie schafft sie das?
Sechs Uhr morgens. Der Wecker klingelt. Christina S. macht sich fertig, trinkt einen Kaffee, bereitet die Brotbox für ihre dreijährige Tochter vor und weckt sie anschließend. „Das fällt mir so schwer. Weil sie noch so kuschelig ist. Und gerne länger schlafen würde“, sagt die 37-Jährige. Sie macht gerade ein Praktikum und wird bald ihr Psychologiestudium mit dem Master abschließen. Jeden Morgen heißt es: rechtzeitig aus dem Haus gehen, das Kind in die Kita bringen und pünktlich zur Arbeit kommen. Wenn Zoe trödelt oder sich nicht anziehen will, gerät ihr ganzer Zeitplan durcheinander.
Als Christina S. schwanger wurde, steckte sie mitten im Studium. Schon kurz nach der Geburt ihrer Tochter war klar, dass sie auf den Vater nicht zählen kann und allein klarkommen muss. „Mich immer um alles selbst kümmern und organisieren zu müssen, das macht es so schwierig“, erzählt sie. Sie hat niemanden, der sie unterstützt, der Zoe von der Kita abholt und anschließend mit ihr auf den Spielplatz geht, der ihr vorliest, sie ins abends ins Bett bringt oder nachts aufsteht, wenn sie wach geworden ist. Auch die Großeltern können nicht mal kurz einspringen, weil sie viel zu weit weg wohnen.
© Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie
„Ich denke ziemlich oft, ich bräuchte jemanden. Es sind immer so kleine Momente am Tag.” Als Zoe eineinhalb Jahre alt war, fühlte sich Christina S. völlig erschöpft und müde. Für die Uni lernen, putzen, kochen, das Kind füttern, windeln, trösten und all die Nächte, in denen sie nicht schlafen konnte, hatten an ihr gezehrt. Aber auch der Umzug mit Baby. Sie suchte nach Hilfsangeboten im Internet und wurde auf den Verband der alleinerziehenden Mütter und Väter aufmerksam. Er unterstützte sie dabei, eine andere Wohnung zu finden. Sie wurde Mitglied und schätzt seitdem die Informationen, die sie regelmäßig per E-Mail bekommt. Neue Kraft schöpfte sie damals auch durch eine Mutter-Kind-Kur.
Zoe beschäftigt sich inzwischen auch ab und zu allein und braucht nur noch wenig Hilfe beim An- und Ausziehen. Bei schönem Wetter fahren sie am Wochenende zu Freundinnen und Freunden in den Garten oder an einen See. Einige Male waren sie sonntags in einem Café für Alleinerziehende. Andere Mütter kennenzulernen und sich mit ihnen über die ganz alltäglichen Dinge austauschen, tut der 37-Jährigen gut.
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Wenn Zoe abends endlich eingeschlafen ist, dann ist ihre Mutter oft zu müde, um sich gemütlich in die Badewanne zu legen und abzuschalten. „Jetzt entspann dich mal oder mach dich mal locker, ist halt schwierig. Denn dafür muss man Zeiträume finden“, erzählt sie. Und selbst wenn die Zeit da ist, fehlt ihr oft die Kraft. An Zeit – vor allem für sich selbst – mangelt es ihr fast immer. Genauso wie an Geld. Mit BAFöG und Bürgergeld für Zoe kommen sie gerade so über die Runden. Ihre Tochter soll von den finanziellen Sorgen aber nichts mitbekommen. „Wenn wir einkaufen gehen, darf sie sich im Supermarkt immer etwas aussuchen. Und wenn sie ein Eis möchte, bekommt sie auch eins. Das ist mir ganz wichtig, dass sie nicht das Gefühl hat, wir sind arm oder wir können irgendetwas nicht haben“, erzählt Christina S. Sachen zum Anziehen kauft sie meistens secondhand. Hin und wieder bekommt sie auch etwas aus ihrem Freundeskreis geschenkt.
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Doch ein Leben ohne Kind kann sie sich nicht mehr vorstellen. Christina S. genießt die vielen schönen Momente mit ihrer Tochter. Sie geben ihr Kraft. „Ich liebe es, wenn Zoe mich umarmt. Wir lachen oft zusammen und wir haben viel Spaß miteinander auf unseren Ausflügen.“
Dieser Artikel ist Teil unserer Storyserie, die das Leben von Familien in Berlin beleuchtet. Wir danken Christina S. und ihrer Tochter Zoe, dass Sie uns Ihre Geschichte erzählt und beim Fotoshooting mitgemacht haben. Dem Nachbarschafts- und Selbsthilfezentrum ufaFabrik e. V. danken wir für den bestens organisierten Fotoshootingtag.
