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Menschen mit Behinderungen können vor besonderen Herausforderungen stehen, wenn sie Eltern werden. In Berlin gibt es verschiedene Hilfsangebote für Eltern mit Behinderung.
Elternschaft ist ein Menschenrecht – selbstverständlich auch für Menschen mit Behinderung. Das ist in der UN-Behindertenrechtskonvention festgehalten. Deutschland hat die Menschenrechtskonvention unterzeichnet und sich damit verpflichtet, Benachteiligungen von Eltern mit Behinderungen abzubauen. Das bedeutet, dass Menschen mit Behinderung frei darüber entscheiden dürfen, ob und wie viele Kinder sie bekommen möchten.
Es ist die Aufgabe des Staates und der Gesellschaft, Barrieren im Alltag für diese Menschen zu beseitigen und sie bei ihren jeweiligen besonderen Herausforderungen im Familienalltag zu unterstützen.
Barrieren können aber schon während bei der Familienplanung oder Schwangerschaft entstehen. Etwa wenn gehörlose Menschen auf eine Gebärden-Verdolmetschung beim Arztbesuch oder der Familien- oder Schwangerschaftsberatung angewiesen sind.
Wie alle Menschen sind auch Menschen mit Behinderung sehr verschieden. Manche brauchen Unterstützung, andere können ihren Alltag mit Kind gut allein meistern. Wichtig ist, dass alle die gleichen Chancen und Rechte habe. Niemand hat das Recht, jemand anderem reinzureden, wenn es um die persönliche Entscheidung geht, eine Familie zu gründen und Kinder zu bekommen.
Für das Sorgerecht ist es nicht wichtig, ob die Eltern eine Behinderung haben oder nicht. Auch das ist in der Behindertenrechtskonvention festgeschrieben. Wichtig ist, dass Menschen mit Behinderung Unterstützung finden können, wenn sie sie brauchen.
In Berlin und bundesweit gibt es verschiedene Hilfs-, Beratungs- und Unterstützungsangebote für Eltern mit verschiedenen Formen von Behinderungen. Wir haben für Sie die wichtigsten Adressen und Kontaktstellen zusammengetragen.
Die Elternassistenz unterstützt Eltern mit Behinderung dabei, ihren Alltag mit Kind selbstbestimmt zu gestalten und für dessen Wohl zu sorgen. Dabei entscheiden die Eltern selbst, wann, wo, wie und durch wen die Hilfen erfolgen. Erzieherische Belange bleiben in der Entscheidung der Eltern. Die Leistungen der Elternassistenz orientieren sich an der Lebenslage, familiären Situation und Art der Behinderung oder chronischen Erkrankung.
Zur Elternassistenz gehören unter anderem die Pflege und Versorgung des Kindes, Assistenz bei der altersgerechten Entwicklung des Kindes, Hilfen im Haushalt, die Begleitung außerhalb der Wohnung und die Betreuung des Kindes während möglicher Therapiezeiten eines Elternteils. Die Elternassistenz ist unabhängig von der persönlichen Assistenz eines Elternteils mit Behinderung.
Mehr Informationen zum Thema Elternassistenz finden Sie beim Bundesverband behinderter und chronisch kranker Eltern e.V.
Für Mütter mit Behinderung gibt es in Berlin ein spezifisches Beratungsangebot des Netzwerks behinderter Frauen Berlin e.V. Dort finden Sie auch einen interaktiven Elternassistenz-Schnellcheck.
Die Lebenshilfe Berlin unterstützt Väter und Mütter mit einer kognitiven Beeinträchtigung und deren Kinder. Die individuelle Begleitung stärkt das Familienleben, unterstützt bei der Erziehung und hilft dabei, den Alltag zu bewältigen. Die Lebenshilfe Berlin gibt jeder Familie genau die Unterstützung, die sie braucht. Ihr Angebot umfasst Beratung, Begleitung und Anleitung im Alltag zu allen Themen rund um das Familienleben.
Mehr Informationen zum Thema Begleitete Elternschaft und Adressen in anderen Städten finden Sie bei der Bundesarbeitsgemeinschaft Begleitete Elternschaft.
Gehörlose und schwerhörige Menschen, die medizinische oder soziale Leistungen in Anspruch nehmen, haben das Recht auf die Kommunikation, die sie brauchen. Da in medizinischen oder sozialen Einrichtungen keine oder nur wenige Menschen die Deutsche Gebärdensprache beherrschen, braucht es oft eine Gebärdensprach-Verdolmetschung.
Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt die Kosten für das Dolmetschen bei Arztbesuchen, bei Terminen mit der Hebamme und bei ambulanten Behandlungen im Krankenhaus.
Die Gesellschaft zur Förderung der Gehörlosen in Berlin e. V. (GFGB) bietet eine Sozialberatung für gehörlose Menschen an. Sie hilft bei Fragen zu Ämtern, Behörden und technischen Hilfsmitteln, berät rund um die Beantragung von Sozialleistungen und unterstützt beim Schriftverkehr mit den Ämtern und dem Ausfüllen von Formularen.
Eine Sehbehinderung ist kein generelles medizinisches Risiko bei einer Schwangerschaft. Wenn Sie wegen Ihrer Sehbehinderung regelmäßig Medikamente nehmen, sollten Sie jedoch, wenn möglich, schon vor der Schwangerschaft, Rücksprache mit Ihrer Augenärztin beziehungsweise Ihrem Augenarzt halten. Dabei sollten Sie auch klären, ob Sie die Medikamente während der Schwangerschaft und Stillzeit unverändert weiter einnehmen können.
Der Austausch mit anderen sehbehinderten Eltern über ihre Erfahrungen in der Schwangerschaft und Säuglingszeit, kann Ihnen dabei helfen sich auf den neuen Lebensabschnitt vorzubereiten.
So ein Austausch ist etwa über die Mailingliste von „BsEltern“ möglich. Ein Austausch vor Ort und in Person ist zum Beispiel bei der Regionalgruppe Berlin/Brandenburg von ProRetina möglich.
Der Allgemeine Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin bietet ein breites Beratungs- und Unterstützungsangebot in der Hauptstadt.
Eine körperliche Behinderung, wie beispielsweise eine Querschnittslähmung steht einer Schwangerschaft zunächst nicht im Wege. Je nach Art der Beeinträchtigung kann es jedoch verschiedene Besonderheiten geben, die eine gute medizinische Begleitung nötig machen.
In Berlin gibt es das BG Klinikum Unfallkrankenhaus. Das Behandlungszentrum für Rückenmarkverletzte betreut nicht nur Patientinnen und Patienten mit akuten Verletzungen des Rückenmarks. Im Rahmen der „lebenslangen Nachsorge“ ist das Team im Klinikum speziell für die Behandlung und Betreuung querschnittgelähmter Menschen ausgebildet.
Der Austausch mit anderen betroffenen Eltern kann helfen, sich auf die Schwangerschaft und Elternschaft vorzubereiten. Kontakt zu anderen Müttern bekommen Sie in Berlin über das Netzwerk behinderter Frauen Berlin e. V.
Das Young Carer Zentrum WINDSCHATTEN ist eine Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche mit schwer kranken Familienmitgliedern aus ganz Berlin. Auch Eltern bekommen hier Unterstützung. WINDSCHATTEN ist ein Ort zum Durchatmen und Kraft tanken, aber auch zum Spaß haben und Kennenlernen von Gleichaltrigen, denen es ähnlich geht.
WINDSCHATTEN ist wie ein Kinder- und Jugendzentrum, aber speziell für Kinder und Jugendliche, die sich um kranke Familienmitglieder kümmern, den Haushalt schmeißen oder für kleine Geschwister sorgen.
Die Berliner Krebsgesellschaft e.V. hat ein spezielles Beratungsangebot für Kinder und Jugendliche, deren Eltern an Krebs erkrankt sind. Sie beraten auch Eltern, die ob ihrer Erkrankung unsicher im Umgang mit ihren Kindern sind.
Wird ein Elternteil schwer krank, ist es nicht immer leicht, mit den eigenen Kindern über die Krankheit zu sprechen. Eine schweren Krankheit der Mutter oder des Vaters bereitet Kindern nicht nur Sorgen, sie haben auch viele Fragen. Das „Krankheitslexikon für Kinder“ der Ernst Freiberger Stiftung kann dabei helfen, mit Kindern altersgerecht über die Krankheit, ihre Fragen, Sorgen und Ängste zu sprechen.
Aus dem Forschungsprojekt FamGesund der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin ist der Elternbrief „Wenn ein Elternteil chronisch erkrankt“ (PDF) hervorgegangen. Darin geht es um die Auswirkungen der Erkrankung auf die gesamte Familie, Herausforderungen und Möglichkeiten darüber zu sprechen und Informationen zum Umgang mit Kita, Schule und weiterer Unterstützung.
Wie in allen Familien, kommt es auch bei Familien chronisch kranken Eltern oder Eltern mit Behinderung zu Krisen und Ausnahmesituationen. Manchmal können schon einfache Dinge helfen, solche Zeiten besser zu überstehen. Das Nationale Zentrum Früher Hilfen hat vielfältige Ideen zur Krisenbewältigung für Eltern und Familien zusammengestellt.
In unserem Artikel „Hilfe bei persönlichen Not- und Krisensituationen“ finden Sie zahlreiche Anlaufstellen in Berlin.