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Smartphones in der Schule, Livestreams am Nachmittag, Reels vor dem Schlafengehen: Die digitale Welt begleitet Kinder und Jugendliche rund um die Uhr und bringt neben vielen Vorteilen auch Nachteile und Risiken mit sich. Wir geben Ihnen einen kompakten Überblick über diesen großen Themenkomplex. Zudem finden Sie hier praktische Tipps und hilfreiche Anlaufstellen und Angebote in Berlin für Sie und Ihre Familie.
Die meisten kennen es sicher aus eigener Erfahrung: Man möchte nur kurz etwas auf dem Smartphone nachsehen und findet sich Sekunden später beim Scrollen durch diverse Kurzvideos wieder. Dabei geht oft das Zeitgefühl verloren. Auch wenn wir eigentlich wissen, dass uns dieses ziellose Scrollen nicht guttut, fällt es schwer sich der Faszination von Social Media Apps zu entziehen.
Genau so erleben Kinder und Jugendliche die digitale Welt, nur dass ihre Impulskontrolle schwächer ist. Viele Apps sind bewusst so gestaltet, dass sie ständig neue Reize bieten und damit das Aufhören schwer machen. Für Heranwachsende wird es dadurch besonders herausfordernd, rechtzeitig abzuschalten und die ständige Informationsflut einzuordnen. Für Eltern bedeutet das: Schritt halten und zugleich Orientierung geben. Und unsere Gesellschaft steht vor der Aufgabe, Medienkompetenz zu vermitteln und den Umgang damit zu lehren. Denn nur so erleben Kinder und Jugendliche Apps und andere Medien als Bereicherung, ohne dass sie von ihnen überfordert oder sogar geschädigt werden.
Die Medienwelt verändert sich rasant. Was gestern noch neu war, gehört heute längst zum Alltag und morgen schon wieder der Vergangenheit an. Für Eltern ist es oft schwer, mit dieser Dynamik mitzuhalten. Kinder und Jugendliche bewegen sich meist ganz selbstverständlich in digitalen Räumen, probieren neue Plattformen aus und nutzen Technologien, die vielen Erwachsenen fremd sind.
Wichtig ist: Neue Technologien sollten nicht grundsätzlich verteufelt oder verboten werden. Wie jedes Werkzeug kommt es darauf an, wie es genutzt wird. Entscheidend ist eine gute Begleitung: Kinder brauchen Orientierung, wie sie verantwortungsvoll mit Künstlicher Intelligenz (KI) und anderen digitalen Helfern umgehen können.
Digitale Medien bieten uns unzählige Möglichkeiten, die uns den Alltag erleichtern und unser Leben bereichern können. Viele Kinder und Jugendliche nutzen ihre Geräte kreativ, lernen online neue Dinge oder tauschen sich mit Freundinnen und Freunden aus.
Gleichzeitig zeigen mittlerweile zahlreiche Studien auch die Schattenseiten der digitalen Welt. Denn übermäßiger Medienkonsum kann sich negativ auf unsere Gesundheit auswirken. Kinder und Jugendliche sind dafür besonders anfällig. Ihr Gehirn ist noch in der Entwicklung und besonders empfindlich für Reizüberflutung und Suchtverhalten.
Selbst Plattformen mit vielen positiven Eigenschaften werden von Phänomenen wie Hassrede, Fake News oder gefährlichen Internet-Challenges nicht verschont. Wichtig ist deshalb ein bewusster Umgang mit digitalen Medien: Aufklärung, Begleitung und altersgerechte Mediennutzung helfen, die Chancen zu nutzen und die Risiken im Blick zu behalten.
Eltern und Kinder können gemeinsam und voneinander lernen, mit digitalen Medien bewusst umzugehen. Dabei geht es nicht nur um technische Fragen, wie man ein Tablet einschaltet oder eine App öffnet. Viel wichtiger ist es, Medieninhalte reflektiert zu nutzen und zu verstehen, wie sie wirken.
Kinder und Jugendliche brauchen Orientierung, um sich in der komplexen digitalen Welt zurechtzufinden. Eltern tragen hier eine wichtige Verantwortung. Ziel ist es, Medien nicht nur passiv zu konsumieren, sondern sie aktiv, kreativ und kritisch zu nutzen.
Zentrale Fragen sind dabei:
Medienkompetenz entsteht nicht von heute auf morgen. Sie entwickelt sich durch Austausch, Ausprobieren und Begleitung im Alltag, mit Geduld und einem offenen Ohr.
Die altersgerechte Heranführung an Medien ist beim Aufbau von Medienkompetenz bei Kindern besonders wichtig. Alles, was über Bildschirme auf sie einströmt, nehmen sie zunächst ungefiltert wahr. Das kann schnell überfordern. Deshalb ist es wichtig, Kinder nicht allein vor Fernseher, Tablet oder Smartphone zu setzen, sondern sie aktiv zu begleiten und altersgerecht heranzuführen.
Eine hilfreiche Orientierung bietet die „3-6-9-12“-Regel des französischen Psychoanalytikers Serge Tisseron. Sie empfiehlt:
Diese Empfehlungen helfen Eltern, Medienzeiten altersgerecht zu gestalten und Überforderung zu vermeiden. Auch andere Angebote unterstützen dabei:
Die Materialien von „SCHAU HIN! Was dein Kind mit Medien macht“ bieten konkrete Tipps für alle Altersstufen zwischen drei und 13 Jahren. Auf medien-kindersicher.de finden Eltern verständliche Anleitungen, wie sie Smartphones, Tablets und Computer kindersicher einrichten können, Schritt für Schritt erklärt. Auch Spielekonsolen lassen sich über Jugendschutzeinstellungen direkt am Gerät oder über begleitende Apps absichern.
Gehen Sie mit gutem Vorbild voran und reflektieren Sie über Ihren eigenen Medienkonsum. Wenn Ihr Kind sieht, dass sie ständig das Smartphone im Auge haben oder in Gesprächen anfangen durch Apps zu scrollen, vermitteln sie, dass dies ein normales Verhalten ist.
Beim Smartphone können Systemfunktionen wie „Bildschirmzeit“ helfen, das eigene Konsumverhalten kritisch zu hinterfragen. Wenn Sie merken, dass Sie zu viel Zeit mit bestimmten Apps verbringen, können Sie sich am Smartphone auch eigene Limits setzen und so die Medienzeit reduzieren. Solche Grenzen können dabei helfen, sich aus dem Sog mancher Apps zu „befreien“.
Leben Sie Ihren Kindern auch vor, dass sich Freizeit ohne Medien spannend gestalten lässt.
Eltern sind Vorbilder für ihre Kinder – das gilt auch für die Nutzung digitaler Medien. Damit Kinder einen gesunden Umgang mit Smartphone und Co. lernen, ist es wichtig, dass Eltern stets reflektieren, wie sie selbst Medien im Alltag nutzen. Verbringen Eltern viel Zeit am Handy, vor dem Computer oder Fernseher, können sie ihrem Kind weniger Aufmerksamkeit schenken. Dass das Kind darunter leidet, ist Eltern oft gar nicht bewusst.
Feste Regeln im Umgang mit Medien geben Kindern Sicherheit und helfen, Überforderung zu vermeiden. Wichtig ist dabei, dass diese Regeln gemeinsam mit den Kindern besprochen und beschlossen werden und dass Eltern sich ebenfalls an die Vereinbarungen halten. Eine vertrauensvolle und verlässliche Haltung ist entscheidend.
Praktisch kann das zum Beispiel über tägliche, wöchentliche oder monatliche Zeitregelungen für verschiedene Medienaktivitäten funktionieren. Sie entscheiden, wie streng Sie diese Regeln gemeinsam einhalten. Erlaubte Ausnahmen sind eine gute Möglichkeit, um auf besondere Ereignisse im Alltag zu reagieren. Etwa wenn Ihr Kind krank ist und eine Woche nicht aus dem Haus kann, für die nächste Fußball-WM oder wenn das lang erwartete neue Spiel endlich rauskommt.
Weil das Thema Mediennutzung oft zu Konflikten führt, helfen jedoch klare Absprachen: Wann und wo gelten handyfreie Zeiten? Welche Inhalte sind erlaubt und welche nicht? Solche Familienregeln sollten für alle gelten, Erwachsene inklusive. Um Missverständnissen vorzubeugen, kann ein gemeinsam erstellter, kindgerechter Mediennutzungsvertrag hilfreich sein. Auf Seiten wie klicksafe.de oder internet-abc.de finden Sie Vorlagen, Tipps und Anleitungen für die Gestaltung solcher Verträge.
Berücksichtigen Sie die Entwicklung und Fähigkeiten Ihres Kindes, wenn Sie sich in der Familie auf Regeln einigen. Jedes Kind ist anders. Auch bei gleichem Alter sind nicht alle Kinder auf dem gleichen Entwicklungsstand, haben die gleichen Erfahrungen oder sind in derselben Lebenssituation. Sehen Sie daher die Altersempfehlungen zu bestimmten Nutzungszeiten und Sendungen als Richtwerte und entscheiden Sie passend für Ihr Kind.
Zeigen Sie Ihren Kindern, dass es normal ist über Medien und Inhalte zu sprechen. Reden Sie nicht nur über Gefahren und Probleme, sondern auch über positive Erfahrungen. Thematisieren Sie Lieblingssendungen, -charaktere und ihre -spiele. Erzählen auch Sie von Ihren Favoriten. Wenn Sie nicht möchten, dass Ihre Kinder ein Geheimnis aus ihrer Mediennutzung machen, machen auch Sie kein Geheimnis aus daraus.
Begleiten Sie Ihr Kind aktiv beim Einstieg in die Medienwelt. Schauen Sie Sendungen gemeinsam, hören Sie zusammen Hörspiele und Podcasts oder bleiben Sie in der Nähe, wenn Ihr Kind ein neues Medium ausprobiert. So zeigen Sie: Ich bin da, wenn du Fragen hast oder etwas nicht verstehst.
Besprechen Sie regelmäßig, welche Inhalte Ihr Kind konsumiert und werfen Sie selbst einen Blick darauf. Neue Lieder, Videos oder Hörgeschichten sollten Sie idealerweise vorab anhören oder ansehen, um sicherzugehen, dass sie altersgerecht sind.
Wenn Ihr Kind Inhalte allein nutzt, wählen Sie Medien aus, die Sie bereits gemeinsam kennengelernt haben oder die Sie gut kennen. Achten Sie außerdem auf die Reaktionen Ihres Kindes: Ist es konzentriert und fröhlich oder eher unruhig, verängstigt oder aufgewühlt? Die Wirkung von Medien zeigt sich oft im Verhalten. Ein sensibler Blick hilft dabei, frühzeitig richtig zu reagieren.
Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Medien nicht nur zum Konsumieren da sind, sondern auch viele kreative Möglichkeiten bieten. Am Computer, Smartphone oder Tablet lassen sich Bilder gestalten oder zeichnen, Videos schneiden, Musik machen oder eigene Geschichten schreiben. Nutzen Sie diese Chancen, um die Medienwelt gemeinsam zu erkunden.
Vielleicht kann Ihr Kind Ihnen sogar etwas zeigen oder Sie entdecken zusammen etwas Neues. Schauen Sie sich zum Beispiel ein Tutorial an und probieren Sie ein Programm oder eine App gemeinsam aus. So stärken Sie nicht nur die Medienkompetenz Ihres Kindes, sondern verbringen auch wertvolle gemeinsame Zeit.
Die digitale Welt entwickelt sich ständig weiter und damit auch die Medien, die Kinder und Jugendliche nutzen. Versuchen Sie, am Ball zu bleiben, auch wenn es manchmal herausfordernd ist. Fragen Sie Ihr Kind, was es gerade interessiert und welche Apps, Spiele oder Inhalte beliebt sind. Sie müssen nicht alles selbst nutzen oder verstehen, aber Interesse zu zeigen hilft, im Gespräch zu bleiben und Vertrauen zu schaffen.
Je besser Sie die Medienwelt Ihrer Kinder kennen, desto leichter fällt es, sie kompetent zu begleiten und zu schützen. Zahlreiche Elternratgeber und Websites bieten aktuelle Informationen. Nutzen Sie diese, um sich regelmäßig weiterzubilden. Medienerziehung ist ein Prozess, den Sie aktiv und gemeinsam gestalten können.
Kinder brauchen attraktive Alternativen, um das Smartphone, Tablet oder die Spielkonsole guten Gewissens zur Seite zu legen. Begeistern Sie sich selbst für medienfreie Aktivitäten und teilen Sie diese Begeisterung mit Ihrem Kind. Ob Brett- oder Kartenspiele, Basteln, Sport oder ein Spaziergang im Park: Gemeinsame Zeit schafft schöne Erlebnisse und stärkt die Verbindung.
Der Berliner FamilienPass und der Super-Ferien-Pass bieten eine Vielzahl kostenloser oder vergünstigter Freizeitangebote in Berlin, von Schwimmbädern bis zu Museumsbesuchen. Auch darüber hinaus gibt es in Berlin viele Möglichkeiten, draußen aktiv zu sein und gemeinsam Neues zu entdecken.
Ob Fernseher, Spielkonsole, Smartphone oder Tablet: Befinden sich die Geräte im Kinderzimmer, steigt meist auch die Nutzungsdauer. Besser ist es, feste Orte außerhalb des Kinderzimmers für die Mediennutzung zu schaffen. So bleiben Sie leichter im Austausch und können begleiten, was geschaut oder gespielt wird.
Wenn Mediengeräte dennoch im Kinderzimmer stehen, sind klare Regeln besonders wichtig. Vor allem vor dem Schlafengehen sollte auf Bildschirmzeit verzichtet werden, damit Körper und Geist zur Ruhe kommen können.
Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Kind, Ihr Partner oder auch Sie selbst zu viel Zeit mit digitalen Medien verbringen, lohnt es sich, genauer hinzuschauen. Denn eine übermäßige Mediennutzung kann in manchen Fällen zu einer Abhängigkeit führen. Nehmen Sie es daher nicht auf die leichte Schulter.
In Berlin gibt es qualifizierte Anlaufstellen, die helfen können. Die Beratungsstelle Lost in Space und die Fachstelle für Suchtprävention Berlin bieten Ihnen Unterstützung bei Fragen rund um Medienabhängigkeit. Ist Ihr Kind betroffen, können auch Hausärztinnen und Hausärzte oder Kinderärztinnen und Kinderärzte eine gute erste Anlaufstelle sein. Scheuen Sie sich nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen: je früher, desto besser.
In allen Berliner Bezirken gibt es Medienkompetenzzentren, die vielfältige medienpädagogische Angebote bereithalten. Diese richten sich nicht nur an Kinder und Jugendliche, sondern auch gezielt an Eltern und Fachkräfte. Die Medienkompetenzzentren unterstützen zudem Schulen dabei, Medienerziehung zeitgemäß und praxisnah in den Unterricht zu integrieren.
Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) unterstützt Projekte und Initiativen, die Menschen aller Altersgruppen dabei hilft, Medien bewusst und kritisch zu nutzen. Die mabb bietet vielfältige Angebote, von Workshops und Wettbewerben über Veranstaltungen bis hin zu langfristigen Projekten.
Das Berliner Landesprogramm jugendnetz-berlin koordiniert die zwölf Medienkompetenzzentren im Land Berlin und bietet medienpädagogische Seminare und Fachtagungen für pädagogische Fachkräfte, Eltern und ihre Kinder.
Auch online über Berlin hinaus, gibt es viele Angebote, die Medienkompetenz spielerisch und altersgerecht fördern, für Kinder, Jugendliche und ihre Eltern:
Das Portal klicksafe.de unterstützt Eltern, Pädagoginnen und Pädagogen dabei, Kinder altersgerecht an Medien heranzuführen.
Das Angebot von fragFINN.de richtet sich gezielt an Kinder, Eltern und pädagogische Fachkräfte. Herzstück ist eine sichere Suchmaschine, die Kindern ab etwa sechs Jahren einen geschützten Einstieg ins Internet ermöglicht. Darüber hinaus bietet fragFINN kostenlose Lernmodule rund um sicheres Surfen, Datenschutz und Medienkompetenz.
Im Rahmen des Projekts Net-Piloten können Schülerinnen und Schüler Medienwissen erlernen und weitergeben. Auch Eltern werden geschult.
Einen Medienführerschein können Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bei der Initiative comp@ss erwerben. Die Workshops sind auf die jeweiligen Altersgruppen zugeschnitten. Es gibt auch spezielle Angebote für Familien.
Die Initiative Deutschland sicher im Netz bietet Menschen aller Altersstufen ein eigenes Webportal. Dort können sie digitale Kompetenzen auf interaktive Art und Weise testen und vertiefen. Am Ende gibt es den DsiN-Digitalführerschein (DiFü), ein Zertifikat über das erreichte Wissen.
Die medienpädagogischen Veranstaltungsreihe „Digitaler Familientalk“ unterstützt Eltern dabei, die Mediennutzung ihrer Kinder zu überblicken, Risiken im Netz frühzeitig zu erkennen und Kindern im Umgang mit den digitalen Medien kompetent zur Seite zu stehen.