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Zur Schule, zum Sport oder zu Freundinnen und Freunden: Viele Kinder und Jugendliche möchten Wege im Alltag selbstständig zurücklegen. Hier erfahren Sie, wie Sie Ihre Kinder dabei unterstützen können und welche Angebote es in Berlin gibt, die Mobilität von Kindern im Straßenverkehr zu fördern.
Schon Grundschulkinder möchten gern ohne Eltern oder andere Erwachsene unterwegs sein. Besonders beliebt ist das Fahrrad. Es ist schnell, macht Spaß, hält fit und ist dabei auch noch klimafreundlich. Wer früh lernt, sich verantwortungsbewusst im Straßenverkehr zu bewegen, gewinnt an Selbstständigkeit und Selbstvertrauen. Damit Kinder in Berlin mit dem Rad unterwegs sein können, ist eine gute Vorbereitung entscheidend – durch die Familie, die Schule und viele weitere Mitmenschen.
Schon im Vorschulalter beginnen Kinder, die Welt auf zwei Rädern zu erkunden: erst mit dem Roller oder Laufrad, später mit dem Fahrrad. Damit sie sich sicher im Straßenverkehr bewegen können, brauchen sie viel Begleitung und Übung. Beobachten Sie daher mit ihren Kindern regelmäßig den Verkehr, radeln, Verkehrsregeln erklären und typische Situationen im Straßenverkehr gemeinsam durchspielen. So lernen sie sich im Verkehr richtig zu verhalten und mögliche Gefahrenstellen kennen.
Alltagswege eignen sich ideal, um Regeln im Straßenverkehr zu lernen. Zu Anfang hilft es, wenn Sie Wege im Alltag gemeinsam erkunden. Erst zu Fuß und dann mit dem Fahrrad. Zum Beispiel zur Kita oder zur Schule, zum Spielplatz, zu Freundinnen und Freunden oder zum gemeinsamen Einkaufen. Eltern können dabei schrittweise die Führung an das Kind übergeben: erst zeigen, dann begleiten, dann beobachten. Kleine Spiele wie „Ich habe den Weg vergessen, kannst du mir helfen?“ fördern die Orientierung und stärken das Selbstvertrauen des Kindes.
Ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad: Der Schulweg ist eine gute Möglichkeit, um Mobilität zu lernen. Sie sollten den Schulweg mit dem Fahrrad gemeinsam mit ihrem Kind fahren – mehrmals und am besten zu den typischen Zeiten am Morgen und Nachmittag. Dabei gilt: Der kürzeste Weg ist nicht immer der sicherste. Besser sind Routen mit verkehrsberuhigten Straßen, Radwegen, sicheren Übergängen und guten Sichtverhältnissen.
Für Kinder gelten gemäß der Straßenverkehrsordnung besondere Regeln.
Kinder unter acht Jahren müssen mit dem Fahrrad auf dem Gehweg oder auf von der Fahrbahn getrennten Radwegen fahren. Personen über 16 Jahre dürfen das Kind auf dem Gehweg mit dem Fahrrad begleiten. Dabei gilt: Nehmen Sie Rücksicht auf andere! Fußgänger haben auf dem Gehweg oder gemeinsam genutzten Wegen Vorrang.
Achtung bei Fahrten mit der Familie: Es darf nur eine andere Person das Kind auf dem Gehweg mit dem Fahrrad begleiten. Alle anderen Verkehrsteilnehmenden fahren auf dem Radweg oder der Fahrbahn. Die Radfahr- oder Schutzstreifen, die nur durch eine durchgezogene oder gestrichelte Linie von der Fahrbahn abgetrennt sind, dürfen diese Kinder noch nicht benutzen.
Kinder zwischen acht und zehn Jahren dürfen wählen: Sie können weiterhin auf dem Gehweg fahren. Wenn sie schon sicherer auf dem Rad unterwegs sind, dürfen sie auch auf Radfahr- oder Schutzstreifen fahren.
Kinder ab 10 Jahren müssen dann einen Radweg oder die Fahrbahn nutzen.
Auch für das Überqueren von Straßen mit dem Fahrrad gelten Regeln. Auch wenn das Anfahren noch etwas schwerfällt oder mühselig ist, gilt unabhängig vom Alter: Wenn Sie mit Ihrem Kind eine Straße mit oder ohne Zebrastreifen oder ohne Radfahrampel überqueren, müssen Sie das Fahrrad immer schieben. Seien Sie auch hier Vorbild im Straßenverkehr.
Es gibt im Straßenverkehr keine Helmpflicht für Radfahrende. Trotzdem sollten Sie darauf achten, dass Ihr Kind beim Fahrradfahren immer einen Helm trägt. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran und tragen Sie selbst einen Fahrradhelm. Dann wird es schnell auch für Ihr Kind selbstverständlich sein.
Achten Sie darauf, dass der Helm die richtige Größe hat und fest am Kopf sitzt. Denn der Helm schützt bei Stürzen und Unfällen vor schweren Kopfverletzungen. Nach einem Sturz auf den Helm ist dieser in der Regel kaputt – auch wenn Sie keine Beschädigung sehen können. Daher sollten Sie den Helm nach einem Sturz auf den Kopf immer ersetzen.
Sichtbarkeit im Verkehr ist gerade für Radfahrende wichtig. Ein unbeleuchtetes Fahrrad ist nachts aus einem Auto oder Lastwagen heraus nahezu unsichtbar und oft erst spät zu erkennen – manchmal auch zu spät. Daher ist eine funktionierende Lichtanlage – Scheinwerfer und Rücklicht – am Fahrrad unverzichtbar. Ein Fahrrad ohne funktionierendes Licht darf nicht auf öffentlichen Wegen fahren! Egal ob mit Akku oder Dynamo – stellen Sie sicher, dass die Beleuchtung am Fahrrad Ihres Kindes zugelassen ist und immer einwandfrei funktioniert.
Reflektoren am Fahrrad sind ebenfalls vorgeschrieben. Dazu gehören:
Achten Sie zudem auf helle Kleidung mit reflektierendem Material oder zusätzliche Reflektoren an Armen und Beinen. Durch die Bewegung ist diese besonders auffällig.
Nicht jeder Schulweg ist ideal. Manche Straßen sind stark befahren, Kreuzungen unübersichtlich oder Radwege fehlen ganz. Eltern als erwachsene Verkehrshelfende oder Schülerlotsen können zur Sicherheit beitragen. Sie helfen jüngeren Kindern beim Überqueren der Fahrbahn.
Einige Schulen raten davon ab, dass Kinder vor der Radfahrprüfung allein mit dem Rad zur Schule kommen, besonders, wenn das Schulumfeld stark befahren ist. In solchen Fällen ist es sinnvoll, den Schulweg schrittweise zu üben oder mit anderen Eltern die Einrichtung eines Laufbusses zu planen.
In Berlin findet in der dritten und vierten Klasse die Radfahrausbildung mit abschließender Prüfung statt. Dafür trainieren Kinder im Schulunterricht und in den Jugendverkehrsschulen. Dort üben sie auf sicheren Übungsplätzen das Verhalten mit dem Rad: Anfahren und Absteigen, Bremsen, Abbiegen, Vorfahrt beachten, alles unter pädagogischer Anleitung. Doch sind dafür weitere Übungen in der Freizeit auch mit Unterstützung der Eltern ratsam.
Die Jugendverkehrsschulen stehen nicht nur Schulklassen und Kitas offen. Auch als Familie können Sie sie außerhalb der Schulzeiten kostenfrei nutzen. Dies ist eine gute Möglichkeit, spielerisch Sicherheit zu gewinnen.
Viele Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule. Das ist zwar gut gemeint, aber das hohe Verkehrsaufkommen vor Schulen gefährdet alle Kinder, die zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs sind. Wer sein Kind mit dem Auto bringen muss, sollte es ein paar Straßen entfernt absetzen und es den restlichen Weg laufen lassen. So gewinnt das Kind Sicherheit im Straßenverkehr.
Eine bessere Lösung: Lauf- oder Radfahrgemeinschaften. Der sogenannte „Laufbus“ funktioniert wie ein Bus auf Füßen. Erwachsene holen eine Gruppe von Kindern zu festen Zeiten an vereinbarten „Haltestellen“ ab und begleiten sie zur Schule. Nach einiger Zeit können sie den Weg dann allein oder mit Mitschülerinnen und Mitschülern zurücklegen.
Das Prinzip des Laufbusses funktioniert auch für Radfahrgemeinschaften. Kinder lernen mit dem „Bicibus“ in der Gruppe von- und miteinander, sind motivierter und sicherer unterwegs.
Kinder, die regelmäßig zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind, bewegen sich mehr, sind fitter im Unterricht und lernen, sich selbstständig im Straßenverkehr zu bewegen.
Gleichzeitig trägt jede Fahrt ohne Auto nicht nur zum Klimaschutz bei: Weniger Autoverkehr bedeutet auch weniger Lärm, lokale Emissionen und Unfallschwerpunkte – kurzum, der Kiez wird lebenswerter.
Als Eltern können Sie dabei aktiv unterstützen: durch gemeinsames Üben, gutes Vorbildverhalten und kluge Planung.
Die Berliner Schulen und Jugendverkehrsschulen unterstützen Sie dabei.
Bei Vereinen wie dem Verkehrsclub Deutschland e. V. (VCD), dem Allgemeinen Deutsche Fahrrad Club (ADFC) und die Deutsche Verkehrswacht finden Sie viele Informationen rund um die Verkehrserziehung und auch Veranstaltungen vor Ort in Berlin wie etwa die Kidical Mass.