Beratungsangebote für Eltern von Kindern mit Behinderung in Berlin

Frau kniet sich nach unten zu einem Kind im Rollstuhl

Die Bewältigung des Familienalltags mit einem Kind mit Behinderung oder einer chronischen Krankheit ist eine besondere Herausforderung für Eltern und die Familie. Wir haben für Sie die wichtigsten Anlaufstellen in und um Berlin zusammengestellt. Dort finden Sie Informationen, Beratung, Austausch mit anderen Betroffenen und praktische Hilfe im Alltag.

Kinder und Jugendliche, die von Geburt an, durch Krankheit oder einen Unfall eingeschränkt sind, brauchen besondere Unterstützung. Das gilt auch für die Eltern dieser Kinder. Unabhängig ob körperliche, geistige oder kognitive Behinderung – in Berlin sollen alle Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern die Beratung, Hilfe und Unterstützung bekommen, die sie brauchen. 

Im Alltag ist es nicht immer einfach den Überblick zu behalten. Da ist es wichtig zu wissen, auf welche Hilfen und Unterstützungen Sie einen Anspruch haben oder wie Sie den Kindern und Jugendlichen eine möglichst breite Teilhabe am Leben ermöglichen können. Sie können in Berlin auf ein breites Angebot der Bezirke sowie von freien Trägern und Selbsthilfe-Vereinen zurückgreifen. Zudem gibt es regional und bundesweit telefonische und Online-Beratungsangebote.

Beratung und Information vor Ort in Berlin

Eltern und Betreuungspersonen von Kindern mit Behinderung haben ein besonderes Informations- und Beratungsbedürfnis. In Berlin gibt es zahlreiche solcher Beratungsangebote des Landes Berlin selbst als auch von freien Trägern. Viele Angebote sind in der Regel wohnortnah auf alle Berliner Bezirke verteilt.

  • Die Sozialpädagogischen Dienste der Berliner Jugendämter können eine erste Ansprechpartnerin sein. Hier erhalten Sie Beratung und Informationen über weitere Spezialberatungsstellen, Betreuungsangebote, medizinisch-therapeutische Versorgungseinrichtungen sowie der Erziehungshilfe. Auch die  Gesundheitsämter in den Berliner Bezirken beraten und unterstützen Eltern und Betreuungspersonen von Kindern mit Behinderung. 
  • Bei der Lebenshilfe Berlin bekommen Sie fachgerechte Beratung für Eltern und Familien. Sie nimmt eine Lotsenfunktion zu weiteren Unterstützungsangeboten ein. Die Lebenshilfe organisiert auch ein Eltern- und Angehörigentreffen sowie spezielle Reisen, Freizeit- und Kulturveranstaltungen.
  • Die Behindertenhilfe des Familienratgebers bietet Beratung für Menschen mit Behinderung und deren Angehörige. Zur Behindertenhilfe gehören sowohl Wohlfahrtsverbände als auch Vereine und Eltern-Initiativen. Hier können Sie auch bundesweit nach Beratungs- und Unterstützungsangeboten suchen. Dort finden Sie auch eine breite Übersicht an telefonischen und Online-Beratungsangeboten rund um die verschiedenen Aspekte eines Lebens mit Behinderung.
  • Die Fachstelle MenschenKind setzt sich für eine bessere Versorgung chronisch kranker und pflegebedürftiger Kinder und junge Erwachsene bis 27 Jahren ein. Sie hat das Informationsportal Kinderversorgungsnetz Berlin initiiert. Hier bekommen Sie unter anderem Informationen zu Anlaufstellen, Hilfe- und Beratungsangeboten und sozialrechtlichen Ansprüchen.
  • Die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) ist ein unabhängiges Beratungsangebot für Menschen mit Behinderungen und deren Angehörigen. Das Beratungsangebot ist unabhängig von Leistungsträgern und Leistungserbringern. Es ergänzt die Beratungs- und Informationsangebote der Rehabilitationsträger sowie sonstiger Beratungsangebote. EUTB®-Angebote fungieren dabei ebenfalls als Lotsen im System. Im Beratungsatlas können Sie das für Sie passende Angebot finden. Über das Freitextfeld der Suche können Sie auch Beratungsschwerpunkte finden.
  • Der Fokus der Berliner Erziehungs- und Familienberatungsstellen liegt auf der Beratung unter anderem zu Erziehungsfragen, Konfliktlösung sowie Problemen mit Kindern oder in der Partnerschaft. Sie bieten zudem eine Beratung zu den Themen Trennung oder Scheidung. Gerade bei Familien mit Kindern mit Behinderung, stellen sich nochmal andere Herausforderungen, wenn Eltern sich trennen oder scheiden lassen.

Vernetzung und Selbsthilfe

Der Austausch mit anderen Eltern und Betreuungspersonen, die selbst Kinder mit Behinderungen haben, kann in vielen Fällen helfen. Denn selbst Betroffene haben noch mal einen anderen Zugang zu dem Thema. Sie können aus eigener Erfahrung berichten, kennen kompetente Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner und können Tipps und Hilfe direkt aus Sicht der Betroffenen geben. Auf der anderen Seite kann auch der informelle Austausch oder ein Gespräch auf Augenhöhe dabei helfen, mit der besonderen Situation im Alltag umzugehen.

  • Eltern beraten Eltern von Kindern mit und ohne Behinderung e. V. (EbE) vernetzt Eltern von Kindern mit und ohne Behinderung. Der Verein bietet auch eine sogenannte „Peer-Beratung“ an. Die Mitarbeitenden haben selbst Kinder mit Behinderung. Sie beraten daher aus eigener Erfahrung und auf Augenhöhe. Zum Angebot des Vereins gehören auch verschiedene Freizeitaktivitäten für Familien von Kindern mit Behinderung.
  • Der Verein Kinder Pflege Netzwerk e. V. und seine Beratungsstelle NESST (Niederschwellige Eltern Service Stelle) ist für Familien mit versorgungs- oder betreuungsintensiven Kindern eine nützliche Anlaufstelle. Das Netzwerk veranstaltet alle zwei Monate in verschiedenen Berliner Bezirken Eltern-Stammtische. Hier können Sie sich über Schwierigkeiten und Konflikte sowie die Begleiterscheinungen der Erkrankung oder Behinderung Ihrer Kinder austauschen und einander bei der Bewältigung der individuellen Herausforderungen helfen. Das Kinder Pflege Netzwerk stellt zudem eine der vielen Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung (EUTB) für Menschen mit Behinderung und deren Angehörigen zur Verfügung.
  • MINA – Leben in Vielfalt e.V. berät und begleitet Familien, die Kinder mit Behinderungen haben. Der Verein unterstützt die Gründung von Familienselbsthilfegruppen, insbesondere mit Familien mit Migrationshintergrund. Der Verein berät unter anderem junge Menschen mit Behinderungen und mit Migrationshintergrund rund um die Themen Selbständigkeit und selbständiges Leben. Menschen mit Migrationshintergrund finden in der Arbeit des Vereins eine besondere Berücksichtigung.

Bei der Selbsthilfe Kontakt- und Informationsstelle (SEKIS) können Sie gezielt nach Selbsthilfegruppen zu unterschiedlichen Themen in Berlin suchen. 

Teilhabe und Eingliederungshilfen

Menschen mit Behinderung sollen ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen können. Dazu gehört auch, dass sie sozial teilhaben können und von Bildung und Arbeit nicht ausgeschlossen werden. Dazu gehört auch die Inklusion in Kitas und an Schulen.

Dabei gilt es die besonderen Fähigkeiten und Herausforderungen von Menschen mit Behinderung zu berücksichtigen. Kinder, Jugendliche und junge Menschen, die eine Behinderung haben oder von einer Behinderung bedroht sind, haben Anspruch auf Eingliederungshilfe. Dabei geht es um: 

  1. Leistungen zur medizinischen Rehabilitation
  2. Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben
  3. Leistungen zur Teilhabe an Bildung und
  4. Leistungen zur sozialen Teilhabe

Zu den Teilhabe-Hilfeleistungen gehören unter anderem:

  • Hilfe zum selbstbestimmten Leben in betreuten Wohnmöglichkeiten.
  • Leistungen für Betreutes Einzelwohnen für Menschen mit geistiger, körperlicher, seelischer oder mehrfacher Behinderung.
  • Hilfe für Menschen mit Behinderung in besonderen Wohnformen der Eingliederungshilfe.
  • Leistungen für Assistenz, etwa eine Einzelfallhilfe.
  • Leistungen im Arbeitsbereich in Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM).
  • Hilfe in Beschäftigungsstätten oder Tagesstätten.
  • Budget für Arbeit und Budget für Ausbildung.
  • Hilfe bei der Beschaffung, Ausstattung und Erhaltung einer behindertengerechten Wohnung.
  • Leistungen für Körperersatzstücke, orthopädische Hilfsmittel oder andere Hilfsmittel.
  • Hilfe zur Beschaffung, Ausstattung mit besonderen Bedienungseinrichtungen, Betrieb und Instandhaltung eines Autos.

Die Teilhabefachdienste im Jugendamt sind unter anderem auch für die Eingliederungshilfeleistungen für Kinder und Jugendliche zuständig.

Pflege und Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung

Wer ein Kind mit Behinderung hat, ist je nach Art und Schwere der Behinderung im Alltag oder auch in besonderen Situationen auf Hilfe bei der Pflege und Betreuung angewiesen. Die Pflege kann entweder zu Hause oder in einer geeigneten ambulanten beziehungsweise stationären Pflegeeinrichtung erfolgen.

Die Berliner Pflegestützpunkte sind neutrale und kostenlose Beratungsstellen für Menschen mit Behinderung und Angehörige. Sie beraten und unterstützen Sie wohnortnah und individuell bei allen Fragen zur Pflege.

Mit dem „Pflegelotsen“ des Verbands der Ersatzkassen (vdek) können Sie gezielt nach ambulanten und stationären Angeboten sowie nach Hilfen im eigenen Haushalt suchen.

Pädagogische und therapeutische Hilfen

  • Zusätzlich zu den Förderungen in Kitas und Schulen gibt es für Kinder und Jugendliche mit Behinderungen weitere ambulante Hilfe, die sogenannte Eingliederungshilfe. Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter im Jugendamt prüfen im Gespräch mit den Eltern und den jungen Menschen den individuellen Bedarf.
  • Die Hilfe ist immer an eine sogenannte Hilfeplanung gebunden, bei der alle Beteiligten zusammenwirken und weitere zuständige Fachkräfte wie Schulpsychologinnen oder -psychologen einbezogen werden. Familien können bei Bedarf auch zusätzliche ambulante oder teilstationäre pädagogische oder therapeutische Hilfen zur Erziehung erhalten.
  • Sozialpädiatrische Zentren an Krankenhäusern sowie die Kinder- und Jugendambulanzen / Sozialpädiatrischen Zentren (KJA/SPZ) in Berlin sind ambulante Einrichtungen zur medizinisch-therapeutischen und heilpädagogisch-psychologischen Versorgung von Kindern mit Behinderungen, chronischen Erkrankungen und Entwicklungsstörungen. Die Adressen und Standorte sind auf der Internetseite der Koordinationsstelle der Kinder- und Jugendambulanzen zu finden.

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