Ob durch familiäre Probleme, gesellschaftliche Einflüsse oder aufgrund genetischer Faktoren – das Risiko an einer Essstörung zu erkranken, ist im jugendlichen Alter besonders hoch und stieg seit der Corona-Pandemie stark an.
Was ist eine Essstörung?
Essstörungen sind psychosomatische Erkrankungen mit Suchtcharakter, bei denen die Gedanken an Essen, Figur und Gewicht das Leben bestimmen. Die Gründe für eine Essstörung sind sehr individuell und vielfältig. Großen Einfluss haben Social-Media-Plattformen, die schon Kindern in jungem Alter ein unrealistisches und gefährliches Körperideal vorspielen. Oft bleibt die Krankheit lange unentdeckt, da der Übergang zu einem gestörten Essverhalten schleichend sein kann.
Es ist wichtig, erste Anzeichen wie extrem viel, wenig oder selektiv essen, Bewegungsdrang, starke Gewichtsveränderungen, obszessives Beschäftigen und Unzufriedenheit mit dem Körper sowie sozialen Rückzug frühzeitig zu erkennen. Betroffene kochen häufig für andere, meiden aber gemeinsame Mahlzeiten. Es gibt verschiedene Erscheinungsbilder, darunter drei Hauptformen, die ineinander übergehen können:
Anorexie oder Anorexia nervosa
Magersüchtige leiden an einem krankhaften Bedürfnis abzunehmen und an einer extremen Angst zuzunehmen. Sie fühlen sich zu dick und reduzieren oder verweigern das Essen. Das daraus entstehende Untergewicht kann lebensbedrohlich werden.
Bulimie oder Ess-Brech-Sucht
Typisch sind häufig auftretende Heißhungerattacken, bei denen die Betroffenen große Mengen essen. Danach führen sie Erbrechen herbei, treiben übermäßig Sport oder nehmen gewichtsreduzierende Medikamente ein. Ein stetiger Kreislauf zwischen Diäten und Essanfällen entsteht.
Binge-Eating-Störung
Bei exzessiven Essanfällen werden immer wieder in kurzer Zeit ungewöhnlich viele Nahrungsmittel aufgenommen. Aus Scham- oder Schuldgefühlen essen Erkrankte meist alleine und verheimlichen so ihr außer Kontrolle geratenes Essverhalten. Anders als bei Bulimie versuchen sie nicht, eine Gewichtszunahme durch Erbrechen oder Diäten zu verhindern.
Folgen und Gefahren einer Essstörung
Eine Essstörung kann bereits im Kindesalter oder in der Pubertät beginnen und die körperliche Entwicklung verhindern. Unterernährung kann zu Mangelerscheinungen, Nieren-, Herz- und Kreislaufproblemen sowie zu Osteoporose führen.
Durch häufiges Erbrechen werden die Zähne und die Speiseröhre geschädigt. Durch Übergewicht können Diabetes, Bluthochdruck oder Gelenkprobleme entstehen.
Essstörungen treten oft zusammen mit Depressionen sowie Angst- oder Zwangsstörungen auf. Jede Erkrankungsform muss medizinisch, psycho- und ernährungstherapeutisch behandelt werden. Das Risiko ernsthafter Folgen steigt, je länger die Krankheit unbehandelt bleibt.
Hilfe und Beratung
Haben Eltern oder Angehörige den Verdacht, dass eine nahestehende Person an einer Essstörung erkrankt ist, sollten sie sich umgehend über die Krankheit informieren und beraten lassen. Es ist wichtig, dass Eltern ihre Sorge den Erkankten gegenüber äußern – ohne aber Gewicht und Essverhalten stets in den Vordergrund zu stellen. Sie sollten ohne Druck zu einer Behandlung motivieren, denn eine Therapie kann nur aus eigenem Antrieb erfolgreich sein.
Treten akute körperliche Gefahren oder Suizidgedanken auf, sollte sofort eine Arztpraxis aufgesucht oder der Notdienst verständigt werden!